Hans Zaremba über einen SPD-Termin in Wewelsburg
Der 27. Januar ist seit dem Jahr 1996 durch die Proklamation des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog (1934-2017) ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag für die Opfer des Nazi-Terrors. Anlass genug für die Arbeitsgemeinschaft 60plus in der Sozialdemokratie, am Jahrestag in 2023 die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg im Stadtgebiet von Büren aufzusuchen.
Entstehungsgeschichte
Dort war die vom Vormann der SPD-Senioren an der Lippe, Karl-Heinz Tiemann, geleitete Gruppe vom Museumspädagogen Norbert Ellermann zu einer 150 Minuten umfassenden Exkursion auf dem Areal rund um die Wewelsburg empfangen worden. Von ihrem Gastgeber wurden die aus Lippstadt, Soest und Warstein angereiste Vereinigung der Sozialdemokraten über die Entstehungsgeschichte des von 1603 bis 1609 auf Veranlassung von Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg (1546-1618) im Stil der Weserrenaissance errichteten Komplexes unterrichtet. Das Programm beinhaltete umfassende Informationen sowohl über die lokalen Ereignisse der SS (Schutzstaffel der Nazis) in der Region von Wewelsburg als auch über die europäischen Dimensionen der SS-Verbrechen.
Dauerausstellung
Der beim Kreis Paderborn angestellte Referent verstand es, mit passenden Worten die in der Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“ präsentierten Details der von Heinrich Himmler (1900-1945) als Reichsführer dominierten verbrecherischen Organisation zu vermitteln. Seine Anmerkungen über die SS-Historie bettete Ellermann in die deutsche Geschichte während der Willkürherrschaft der Nazis von 1933 bis 1945 – von der Beseitigung der demokratischen Strukturen in Deutschland über die Verfolgung der Juden und anderer Bevölkerungskreise und ihrer massenhaften Tötung in den Konzentrationslagern bis zu den Gräuel im Zweiten Weltkrieg – ein.
Konzentrationslager
Die Initiatoren des Gedenkortes hätten für ihr Vorhaben kaum einen geschichtlich zutreffenderen Standort finden können. An dieser Stelle wollte Heinrich Himmler, so der Referent des Kreises Paderborn, eine zentrale Versammlungsstätte der von ihm befohlenen SS entstehen lassen. Voluminöse Bauten sollten von den Häftlingen des eigens in Wewelsburg eingerichteten Konzentrationslagers (KZ) Niederhagen geschaffen werden. Von rund 3.900 Menschen ist die Rede, die in dem Lager eingebuchtet waren und denen mindestens 1.285 Gefangene die ihnen zugefügten Qualen nicht überlebt haben sollen. Unter den über 1.000 Exponaten, die in jahrelanger Arbeit für die Ausstellung zusammengetragen wurden, befindet sich auch der Terminkalender Himmlers für das Jahr 1940. Die aufgeschlagene Seite vermerkt seinen Aufenthalt auf der Wewelsburg von Ende März und den Besuch des von Adolf Hitler (1889-1945) bevorzugten Architekten und späteren Rüstungsministers Albert Speer (1905-1981). Dieser Einblick lässt die von den Hitler-Adlaten geschönten Auslassungen während der Kriegsverbrecher-Prozesse vom 20. November 1945 und dem 14. April 1949 im Justizpalast von Nürnberg mit Blick auf seine enge Einbindung in die Vorgänge um die Dreiecksburg im Paderborner Land in einem anderen Licht erscheinen.
Gigantismus
Bei ihrem Besuch in der Ausstellung der Gedenkstätte gewannen die Senioren aus der Sozialdemokratie unzählige Eindrücke aus der Zeit der SS-Herrschaft in Wewelsburg. So sahen sie eine SS-Uniform und einen „Totenkopfring“ neben einer blauweiß gestreiften Häftlingsjacke und den Brief eines verzweifelten Opfers. Von Norbert Ellermann wurden die Frauen und Männer aus Lippstadt, Soest und Warstein auch in den kreisförmigen Raum mit zwölf Säulen und dazwischenliegenden Fenstern erstellten „Obergruppenführersaal“, der Kultstätte der SS-Elite, geleitet. Dabei wurden sie zugleich durch ihren fachkundigen Begleiter aus dem Kreismuseum Wewelsburg in anschaulicher Weise mit dem Gigantismus und ideologischen Größenwahn des Nazi-Regime konfrontiert.
Quellenangabe
Dieser Beitrag wurde am 1. Februar 2023 für die SPD-Publikation Rote Lippe Rose intern, das Internet und die lokalen Printmedien von Hans Zaremba veröffentlicht.