Mitgliederbefragung der SPD für die Wahl eines neuen Parteivorsitzenden
Es war im Sommer 1993 ein bislang einmaliger Vorgang in der langen Geschichte der SPD, dass die Mitglieder für die Findung eines neuen Parteivorsitzenden zu einer Urabstimmung aufgerufen wurden. Nach dem Rücktritt von Björn Engholm (Schleswig-Holstein) hatten mit Rudolf Scharping (Rheinland-Pfalz), Gerhard Schröder (Niedersachsen) und Heidemarie Wieczorek-Zeul (Hessen) gleich drei prominente Mitglieder aus der „Enkel-Generation“ ihr Interesse für den SPD-Bundesvorsitz erklärt.
Wahllokale im Rathaus
Dafür hatten die SPD-Ortsvereine aus der Kernstadt, Hörste, Lipperode und Overhagen ihre Wahllokale im Rathaus errichtet. Überdies hatten diese örtlichen Parteigliederungen einen Frühschoppen vorbereitet und die Möglichkeit geschaffen, von 11.00 bis 14.00 Uhr im Fernsehen eine Live-Diskussion mit den drei genannten Kandidaten zu verfolgen.
Unterschiedliche Resultate
Während bundesweit Rudolf Scharping mit einer relativen Mehrheit vor seinen Konkurrenten lag, war Gerhard Schröder in Lippstadt der klare Favorit aller SPD-Ortsvereine. Er konnte sich mit 44,3 Prozent der abgegebenen Stimmen vor dem damaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Rudolf Scharping (mit einem Anteil 33,5) und der SPD-Bezirksvorsitzenden aus Hessen-Süd, Heidemarie Wieczorek-Zeul (22,1 Punkte), durchsetzen. Recht unterschiedlich stellten sich die Resultate in den einzelnen Ortsvereinen dar. In der Kernstadt lag Gerhard Schröder mit 47,8 knapp und in Lipperbruch mit 71,4 Prozent deutlich über seinem Gesamtergebnis im Stadtgebiet, während in Cappel mit 70 Prozent Rudolf Scharping der eindeutige Sieger und in Esbeck und Rixbeck Heidemarie Wieczorek-Zeul mit 35,5 Prozent die bevorzugte Option für den Parteivorsitz war.
Quellenangabe
Dieser Beitrag wurde am 24. August 2013 für die SPD-Publikation Rote Lippe Rose intern und das Internet von Hans Zaremba veröffentlicht.