Von Hans Zaremba (Text) und Mathias Marx (Fotos)
Es ist immer wieder beachtlich, wie viele Lippstädter sich auch knapp vier Jahrzehnte nach dem Tod des Lippstädter Ehrenbürgers Jakob Koenen noch an dessen beachtliches Engagement als Politiker und Sportfunktionär erinnern. So war es auch am Mittwoch, 19. Dezember 2012, im Rathaus, wo der Verein zur Pflege und Förderung des Vermächtnisses von Jakob Koenen e.V. eine Gedenkfeier anlässlich der 50. Wiederkehr des auch heute noch populären Lippstädters zum Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ausrichtete. Dazu war eigens aus Frankfurt der momentane Finanzchef des DFB, Horst R. Schmidt, vom Main an die Lippe gekommen.
Potpourri
Nach einem musikalischen Potpourri mit „Der Theodor, der Theodor, der steht bei uns im Fußballtor“ von Andreas Hermeyer eröffnete die Vereinsvorsitzende Sabine Pfeffer die gut besuchte Veranstaltung in jenem Saal, in dem Jakob Koenen vom 9. November 1948 bis zu seinem Tod am 16. Januar 1974 als Ratsvorsitzender unzählige Treffen des Stadtrates geleitet hat. Auf das Wirken als Bürgermeister blickte der heutige Amtsinhaber Christof Sommer zurück, als er in seiner Ansprache die Epoche des 1907 in Lippstadt geborenen und späteren ersten Repräsentanten der Lippemetropole schilderte. Es würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen, wollte man alle für die Entwicklung der Stadt Lippstadt bedeutenden und vom einstigen Handwerksmeister beeinflussten und geprägten Projekte aufzählen.
Vorbild
Eine Begebenheit, die am Mittwoch auch von anderen Rednern hervorgerufen wurde, war sein unermüdliches Eintreten für die Errichtung des später nach ihm benannten Jakob-Koenen-Bades am Cappeltor. Derzeit, wo er Betrieb in diesem Gebäude mit der baldigen Eröffnung des Kombibades zu Ende geht, bemüht sich der dem Ehrenbürger verpflichtete Verein, einen adäquaten Ort zu finden, der künftig den Namen des einzigartigen Lippstädter Mannes tragen soll. Über die Aufzählung und Würdigung der Leistungen des sozialdemokratischen Vorgängers als Bürgermeister hinaus hob der Christdemokrat hervor: „Vielleicht gelingt es uns aber auch, nicht nur sein vielfältigen Verdienste in der Vergangenheit in Erinnerung zu rufen, sondern sein Handeln auch als Vorbild für die Zukunft zu nutzen.“
Netzwerker
Der heutige DFB-Schatzmeister Horst Rudolf Schmidt charakterisierte seinen Vorgänger im Amt des für die Finanzen des größten deutschen Sportverbandes von 1962 bis 1970 als einen „richtigen Netzwerker“, der eine solche Fülle von öffentlichen Funktionen (26 Jahre Bürgermeister, 16 Jahre Mitglied des Bundestages, langjähriger Vorsitzender von Teutonia Lippstadt, 23 Jahre Vorsitzender des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen und acht Jahre DFB-Schatzmeister) wirkungsvoll ausgeübt habe. „Eine außerordentliche Karriere im politischen und im politischen Rahmen“, unterstrich der in Aschaffenburg beheimatete Laudator. Zudem stellte der von 1992 bis 2007 als Generalsekretär in der DFB-Zentrale in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise tätige Fußballfunktionär den Einsatz von Jakob Koenen für die Einführung der Bundesliga heraus, die auf jenem legendären DFB-Bundestag in Dortmund am 28. Juli 1962 beschlossen wurde, in dessen Verlauf der Lippstädter auch in die DFB-Spitze aufrückte.
Vergleiche
Zugleich umriss Horst Rudolf Schmidt die Situation des Kickersports in der Bundesrepublik von 1962, als die Nationalelf bei der Weltmeisterschaft in Chile bereits im Viertelfinale aus dem Turnier ausschied und die fortschrittlichen Kräfte im DFB die Sorge hatten, „dass man international nicht mehr mithalten könnte, wenn man nicht eine stärkere Spielkonzentration im Bereich der obersten Liga einführt“. Heute wisse man, dass die Bundesliga zu einer echten Erfolgsstory geworden sei. Seiner Rückblende auf die Fußballgeschichte fügte der gegenwärtig ehrenamtlich für den DFB tätige 71jährige auch einige interessante Zahlenvergleiche aus 1962 und 2012 bei. So habe die DFB-Geschäftsstelle im Jahr der Wahl von Jakob Koenen zum Schatzmeister über zehn Mitarbeiter verfügt, derzeit beschäftige der Sportverband mehr als 200 hauptamtliche Bedienstete. Der prominente Gast aus Bayern schloss seine Würdigung über den Westfalen: „Er hat Außergewöhnliches auf den Weg gebracht und ganz offensichtlich um diese Stadt, aber auch darüber hinaus um die Entwicklung des Fußballs in Deutschland im besonderen Maße verdient gemacht.“
Legende
„Jakob Koenen ist in Lippstadt längst eine Legende“, beschrieb Willi Kröger als Lippstädter in launigen Worten das hohe Engagement des auch heute noch bei den Teutonen hoch geschätzten früheren Vereinsvorsitzenden des LST (Lippstädter Spielverein Teutonia). Dabei blickte der spätere Nachfolger von Koenen auf der Brücke der „Schwatten“ auf den Werdegang des früheren Kraftsportlers aus dem Arbeitersportverein und späteren Sportfunktionär zurück. Für Willi Kröger, der seine Ansprache mit vielen persönlichen Erlebnissen und einigen Anekdoten gespickt hatte, war Jakob Koenen nach dem Kriegsende für den Vorsitz bei Teutonia „die Idealbesetzung“. Mit seinem politischen Bonus und seinem Charisma habe er den Verein durch alle Schwierigkeiten der Nachkriegsjahre geführt. Aus seiner Aufgabe beim LST sei seine imposante Karriere als Vorsitzender des Fußball- und Leichtathletikverbandes in Westfalen, als stellvertretender Präsident des Landessportbundes und Schatzmeisters des DFB entstanden. „Auch als Schatzmeister hat „unser Jakob“ Zeichen gesetzt“, rief Willi Kröger das beherzte Eingreifen des Lippstädters in die Erinnerung zurück, „mit dem er eine Korruptionsaffäre in der Kaiserauer Verbandszentrale aufdeckte und öffentlich machte“.
Glücksfall
Jakob Koenen sei ein Glücksfall für die Stadt und für Teutonia gewesen. „Denn mit seinem Namen ist untrennbar verbunden der Erwerb des Waldschlößchens“. Zu all diesen Geschichten, die sich um Jakob Koenen ranken, wurden nach dem offiziellen Teil im Anschluss auf dem Rathausflur bei einigen kühlen Bieren aus der Brauerei Thombansen, die seit 2000 in den Räumen der einstigen Werkstatt des selbständigen Polsterer, Sattlers und Dekateurs Jakob Koenen ihre Gerstensäfte produziert, noch viele Histörchen hinzugefügt.
Bildergalerie
Die weiteren und kommentierten Bilder sollen einen weiteren Eindruck von einer gelungenen Feierstunde für den im Januar 1974 verstorbenen Sportfunktionär Jakob Koenen vermitteln.
Quellenangabe
Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 20. Dezember 2012, für das Internet und die lokalen Printmedien von Hans Zaremba veröffentlicht.