Rückblick auf die Landtagswahlen von 1985 bis 2010 von Hans Zaremba
Als sich am Sonntag, 13. Mai 2012, der Erfolg der SPD mit der Regierungschefin Hannelore Kraft als Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen und der gleichzeitige Gewinn des Direktmandates von Marlies Stotz im örtlichen Wahlkreis abzeichneten, erinnerten sich nicht wenige Lippstädter an den großartigen Triumph der Sozialdemokraten bei der Landtagswahl des Jahres 1985. Damals – am Sonntag, 12. Mai 1985 – erreichte die SPD mit Ministerpräsident Johannes Rau und einem Stimmenanteil von 52,1 Prozent ihr bislang bestes Ergebnis bei einer Landtagswahl und mit dem Lippstädter Karl-Heinz Brülle konnte sich zum ersten Mal in der Geschichte der SPD ein Sozialdemokrat im heimischen Wahlkreis durchsetzen.
1985
Die Wahl des damaligen Lippstädter Kreistagsabgeordneten in den Düsseldorfer Landtag war eine riesengroße Überraschung. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte die SPD an der Lippe weder einen Sessel im Landtag noch im Bundestag in unmittelbarer Wahl einheimsen. Der Anteil der SPD in Lippstadt und somit das Ergebnis für Karl-Heinz Brülle belief sich im Mai 1985 auf 48,1 Prozent. CDU (40,6), FDP (5,8) und Grüne (4,9). Damals gab es noch keine Erst- und Zweitstimmen. Es war die außergewöhnliche Popularität des seit 1978 in Düsseldorf amtierenden Regenten und „Menschenfischers“ Johannes Rau, von der die SPD zwischen Rhein und Weser insbesondere bei den Landtagswahlen in 1980, 1985, 1990 profitierte und die ihr dreimal absolute Mehrheiten im Düsseldorfer Landtag bescherte.
1995
Bei der Wahl am Sonntag, 14. Mai 1995, verlor die SPD nach 15 Jahren ihre absolute Mehrheit im Landtag. Die erste rot-grüne Düsseldorfer Koalition (mit 46 Prozent für die SPD) bestätigte Johannes Rau als Ministerpräsident. Die CDU hatte bei 37,1 einen Punkt zugewonnen, während die Grünen mit zehn Prozent ihr Resultat verdoppelten. Die FDP scheiterte an der Klausel von fünf Prozent. Die landesweiten SPD-Verluste von vier Zählern und die matte Wahlbeteiligung an der Lippe (62,1 Prozent) brachten Karl-Heinz Brülle (immerhin noch 45 Punkte in Lippstadt) um sein drittes Landtagsmandat.
2000
Fünf Jahre später, am Sonntag, 14. Mai 2000, trat für die SPD die damalige stellvertretende Bürgermeisterin Marlies Stotz vor Ort an und gelangte direkt in den Landtag. Für sie war von Vorteil, dass 2000 und 2005 Rüthen (in der Regel mit hohem CDU-Wählerpotential) aus dem Wahlkreis Lippstadt herausgelöst und dem Hochsauerlandkreis zugeordnet worden war. Der SPD-Anteil in Lippstadt belief sich auf 41,8 Prozent. CDU (37,4), FDP (10,1) und Grüne (5,8). Schwach war die Wahlbeteiligung mit 54,4. Anstelle des im Frühjahr 1998 abgetretenen „Landesvaters“ und im Mai 1999 zum Bundespräsidenten gewählten Johannes Rau hatte die SPD in 2000 den Ministerpräsidenten und den im November 2008 aus ihr desertierten Wolfgang Clement aufgeboten. Die SPD holte 42,8 Prozent und blieb mit den Grünen (7,1) in der Regierung. CDU (37,0) und FDP (9,8) bildeten die Opposition.
2005
Nach dem im November 2002 erfolgten Wechsel von Wolfgang Clement als Minister für Arbeit und Wirtschaft ins zweite Kabinett von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) war Peer Steinbrück Ministerpräsident geworden. Mit ihm zog die SPD in die Wahl am Sonntag, 22. Mai 2005, und musste nach 39 Jahren den bitteren Gang in die Opposition antreten. Es begann das fünfjährige schwarzgelbe Intermezzo an Rhein und Ruhr. Die SPD kam 2005 landesweit nur noch auf 37,1 Prozent. CDU (44,8), FDP und Grüne (beide 6,2). In Lippstadt sah es wie folgt aus: SPD (35,9), CDU (46,6), FDP (7,8) und Grüne (4,8). Über die Landesliste ihrer Partei konnte Marlies Stotz wieder in den Landtag einziehen.
2010
Am Sonntag, 9. Mai 2010, war erstmals die Möglichkeit gegeben, bei einer Landtagswahl eine Erst- und Zweitstimme abzugeben. Während die Erststimmen dem Direktbewerber gelten, ermitteln die Zweitstimmen die eigentliche Landtagszusammensetzung. Auffällig waren die Resultate in Lippstadt mit der Kandidatin Marlies Stotz, die erneut über die SPD-Liste in den Landtag kam. SPD (Erstimmen: 40,0 Prozent und Zweitstimmen 34,0 Punkte). CDU (38,8 und 35,1), Grüne (7,7 und 11,2), FDP (6,8 und 8,8) und Linke (5,4 und 5,5).
Quellenangabe
Dieser Beitrag wurde am 30. Juni 2012 für die SPD-Publikation Rote Lippe Rose intern und das Internet von Hans Zaremba veröffentlicht.