Erinnerungen an einen großen Lippstädter, notiert von Hans Zaremba
Wie kaum ein anderer Akteur auf der kommunalpolitischen Bühne in Lippstadt hat der am 9. November 1948 gewählte und bis zu seinem Tod am 16. Januar 1974 amtierende Bürgermeister Jakob Koenen das Geschehen in seiner Heimatstadt beeinflusst. Auf den Werdegang des vor 110 Jahren – am 5. Juni 1907 – in Lippstadt geborenen späteren Ehrenbürgers seiner Geburtsstadt blickt der SPD-Ortsvereinsvorsitzende und Ratsherr Hans Zaremba in diesem Beitrag zurück.
Sattler, Polsterer und Dekorateur
Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums erlernte Jakob Koenen das Handwerk des Sattlers, Polsterers und Dekorateurs in Bautzen (Sachsen). Die Gesellenjahre verbrachte er in verschiedenen Städten und legte 1930 im Alter von 23 Jahren die Meisterprüfung ab. Es folgten zunächst die Tätigkeit in der Geschäftsführung eines Handwerksbetriebes und ab 1933 die Selbständigkeit mit einem Meisterbetrieb in Lippstadt. In seiner langjährigen Werkstatt in der Lange Straße 3 befindet sich seit dem Jahr 2000 die Brauerei Thombansen mit einem Lokal, in dem vor einem Jahrzehnt auch der Empfang zum 100. Geburtstag des früheren Bürgermeisters und einstigen Bundestagsabgeordneten stattfand.
Bürgermeister von 1948 bis 1974
Nach dem Zweiten Krieg, in der er als Soldat für fünf Jahre von 1940 bis 1945 war und in dem er zuletzt den Dienstgrad eines Fahnenjunkerfeldwebels bekleidete, widmete er sich neben seiner handwerklichen Tätigkeit seit 1946 verstärkt der Kommunalpolitik. Am 9. November 1948 wurde Jakob Koenen zum ersten Mal zum Bürgermeister gewählt, wo er im Stadtrat – dem zu jener Zeit das Votum für die Berufung des ehrenamtlich tätigen Ratsvorsitzenden ablag – die Stimmen der SPD und FDP auf sich vereinigen konnte. Damals noch ein Novum, erst später – in Nordrhein-Westfalen in 1956 und im Bund in 1969 – sollten weitere sozialliberale Bündnisse folgen. Durch die im Spätherbst 1948 erfolgte Entscheidung des Kommunalparlaments war auch erstmals ein Sozialdemokrat zum wegweisenden Lippstädter Repräsentanten bestimmt worden.
Bundestagsabgeordneter von 1953 bis 1969
Warum er dieses Amt, das er neben etlicher anderer Aufgaben – wie die des Bundestagsabgeordneten von 1953 bis 1969 und Sportfunktionärs – stets als den Mittelpunkt seines Tuns betrachtete, über 25 Jahre ausüben sollte, beschrieb Helmut Klockow zur Stadtgeschichte wie folgt: „Er besaß das Vertrauen eines sehr großen Teils seiner Mitbürger, weil er die allen gemeinsame Aufgabe und das alle Verbindende in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellte. Wegen seiner Toleranz und Volkstümlichkeit wurde er sehr schnell zu einem echten Stadtoberhaupt. Bei den Kommunalwahlen bis 1969 schnitt deshalb die SPD als die Bürgermeisterpartei stets besser ab als bei den Wahlen zum Landtag oder Bundestag.“ Durch die überaus große Popularität des von der SPD gestellten ersten Bürgers Jakob Koenen konnte seine Partei bei der Kommunalwahl im September 1964 sogar die absolute Mehrheit der Mandate im Stadtrat von Lippstadt gewinnen.
Sportfunktionär vor Ort und überregional
Über sein politisches Engagement hinaus hat sich Jakob Koenen auch um den Sport verdient vielfältig gemacht. So als Vorsitzender von Teutonia Lippstadt und des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen, Vizepräsident des Deutschen Sportbundes und Schatzmeister des Deutschen Fußballbundes (DFB).
Quellenangabe
Dieser Beitrag wurde am 5. Juni 2017 anlässlich des 110. Geburtstages des Ehrenbürgers Jakob Koenen für das Internet und die lokalen Printmedien von Hans Zaremba veröffentlicht.