Neuer Stadtrat im Amt

Mit der Vereidigung des parteilosen und im Wahlkampf von der SPD unterstützten Bürgermeisters Alexander Tschense und der am Sonntag, 14. September, gewählten 62 Damen und Herren hat am Montag, 3. November, der Stadtrat für die Periode von 2025 bis 2030 seine Arbeit aufgenommen. In der konstituierenden Sitzung wurden auch die Ausschüsse und die weiteren Gremien der Lippstädter Kommunalpolitik für die kommenden fünf Jahre bestimmt. Ebenso die damit verbundenen Personalentscheidungen. Ausführlichere Informationen werden derzeit von Rote Lippe Rose aufbereitet. Nachfolgend wurde mit diesem Beitrag die im Stadtrat vom neunten Lippstädter Stadtoberhaupt seit 1948 zur Amtseinführung gehaltene Rede in kursiver Schrift im Wortlaut aufgenommen.

Rede von Alexander Tschense im Wortlaut

Lippstadt am Montag, 3. November 2025:
Von links Bürgermeister Alexander Tschense (parteilos) und seine Stellvertreter Janine Butler (CDU), Thomas Morfeld (SPD) und Nicole Thomann (CDU).
Foto: Karl-Heinz Tiemann

Dank und Rückblick

Ich danke den Bürgerinnen und Bürgern, die mir bei der Wahl ihre Stimme geschenkt haben.
Ich weiß, dass mit diesem Amt hohe Erwartungen verbunden sind – und dass Vertrauen immer wieder neu verdient werden muss.

Mein Dank gilt auch meinem Vorgänger Arne Moritz – für die konstruktive, offene und faire Übergabe der Amtsgeschäfte.
Ich freue mich, dass er zugestimmt hat, dass ich ihm im Rahmen des Neujahrsempfangs auch offiziell noch einmal den Dank der Stadt aussprechen und ihn verabschieden darf.

Und ich danke den Mitarbeitenden der Stadtverwaltung.
In den vergangenen Wochen habe ich viele Gespräche geführt und überall Menschen getroffen, die mit großem Engagement, Fachwissen und Loyalität für Lippstadt arbeiten.
Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass wir in unserer Verwaltung auf so viel Kompetenz und Erfahrung bauen können.

Ich freue mich auf diese Zusammenarbeit.

Demokratie als Verpflichtung

Eine Wahl ist nie nur ein Akt der Entscheidung. Sie überträgt Verantwortung, und sie erinnert uns daran, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist.

Gerade auf kommunaler Ebene zeigt sich, wie lebendig Demokratie wirklich ist.
Hier, wo Politik und Alltag direkt ineinandergreifen, entscheidet sich, ob Menschen erleben, dass Politikerinnen und Politiker sich interessieren, Verwaltung funktioniert und Meinungen respektiert werden.

Wir alle hier – Rat, Bürgermeister, Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher sowie die Verwaltung – tragen gemeinsam Verantwortung dafür, dass Vertrauen in Politik erhalten bleibt.
Denn das Bild, das die Bürgerinnen und Bürger von Politik haben, entsteht zuerst hier – in diesem Raum.

Deshalb wünsche ich mir, dass wir die Ratsarbeit als das verstehen, was sie ist: eine gemeinsame Aufgabe für die Stadt.
Wir werden in manchen Punkten unterschiedlicher Meinung sein – und das ist gut so.
Demokratie braucht Debatte, aber sie braucht auch Respekt und den Willen am Ende Lösungen zu finden.

Wenn uns das gelingt, senden wir ein starkes Signal:
dass Lippstadt eine Stadt ist, in der politische Verantwortung mit Haltung, Sachlichkeit und Wertschätzung gelebt wird.

Lippstadt heute – Herausforderungen, Chancen und Stolz auf die eigene Stadt

In den letzten Wochen wurde über viele Themen intensiv gesprochen – aber ein Thema kam dabei aus meiner Sicht oft zu kurz: die Situation unserer Wirtschaft.
Wir erleben einen Stellenabbau, der nicht nur für jede betroffene Person ein schwerer Einschnitt ist, sondern auch unsere Stadt als Ganzes betrifft.

Gemeinsam mit unserem Wirtschaftsförderer habe ich für die nächsten Wochen Gespräche mit den größten Unternehmen unserer Stadt geplant. Wir werden die begonnenen Stadtgespräche fortsetzen.
Es geht darum, herauszuarbeiten, was wir lokal tun können, um den Standort Lippstadt attraktiv zu halten und Zukunftssicherheit zu schaffen.

Dazu gehört auch, eine klare Marke Lippstadt zu entwickeln:
Wofür wollen wir wirtschaftlich stehen? Wie können wir unsere Stärken gezielt vernetzen – etwa durch Kooperationen? 
Ich bin überzeugt: Wenn wir Synergien fördern und voneinander lernen, entsteht daraus echte Zukunftskraft.

Unterstützen sollen das künftig Wirtschaftslotsen – eine zentrale Anlaufstelle für die Wirtschaft in der Verwaltung. Denn eine Verwaltung, die Wirtschaft ermöglicht, ist die beste Standortförderung, die es gibt.

Lippstadt hat daneben eine historische Chance.
Andere Kommunen beneiden uns um die Möglichkeit, mitten im Herzen der Stadt ein so großes Gebiet neu zu denken.

Im gedachten Dreieck zwischen Innenstadt, Union-Gelände und Hochschule (HSHL/IQ)entstehen in den kommenden Jahren neue Räume mit enormem Potenzial, dazu gehören auch die Flächen auf dem ehemaligen HELLA-Areal und rund um das alte Stadthaus. Ein echtesInnovationsdreieck.
Eine solche Konzentration von Entwicklungsmöglichkeiten im Stadtzentrum ist selten – sie ist ein Geschenk und eine Herausforderung zugleich.

Die ersten Schritte sind gemacht:
Die Straße über das Union-Gelände ist geplant, die neue Feuer- und Rettungswache beschlossen – das sind Meilensteine.
Doch es geht um mehr als Bauprojekte.
Es geht darum, das Herz der Stadt wieder spürbar schlagen zu lassenIndustriekultur zu bewahren und zugleich neue Räume für Wohnen, Arbeiten, Lernen und Begegnung zu schaffen.
Dieses Gelände muss jetzt schon erlebbar werden – durch kulturelle Zwischennutzungen, Veranstaltungen und Ideen, die zeigen, dass dort Zukunft entsteht. Mit Mut, Dialog und Kreativität kann das Innovationsdreieck zu einem echten Herzstück einer modernen, lebenswerten Stadt werden.

Ich will noch den Blick auf zwei weitere Themen werfen, die die letzten Monate besonders geprägt haben der Marktplatz mit dem geplanten Stadtmuseum und die Therme in Bad Waldliesborn.

Zum Museum:
Ich habe immer gesagt, dass ich ein Freund eines modernen Stadtmuseums bin. Ich bin überzeugt, dass es ein Gewinn für unsere Stadt wäre – ein Ort, an dem Geschichte und Zukunft sich begegnen.
Wenn Arnsberg es schafft, 50 000 Besucherinnen und Besucher ins Sauerland-Museum zu locken, und Liesborn 32 000 Menschen in die Abtei zieht – dann darf das auch für uns ein Ansporn sein.
Aber: Viele Fragen sind offen, und die Kritik daran ist berechtigt.
Fragen nach Inhalten, Kosten, Parkraum und Kirmes müssen sorgfältig und transparent beantwortet werden.
Ich möchte das in Ruhe und gemeinsam mit allen Akteuren tun – und dem Rat dann vorschlagen, die Entscheidung in die Hände der Bürgerinnen und Bürger zu legen.

Zur Therme in Bad Waldliesborn:
Der letzte Rat hat den Weg für eine neue Therme geebnet.
Jetzt gilt es zu prüfen, welche Investoren Interesse haben und wie sich das Projekt wirtschaftlich tragen kann.
Das geplante Inhalatorium ist bereits in der Umsetzung, und ich bleibe dabei:
Die alte Milchbar gehört durch ein modernes, ganzjährig nutzbares Gebäude ersetzt.

Aber bei allen Großprojekten dürfen wir nicht vergessen:
Unsere Stadt besteht aus der Kernstadt und 17 Ortsteilen – und in jedem einzelnen gibt es wichtige Themen, die nicht weniger Aufmerksamkeit verdienen. Und über die finanziellen Rahmenbedingungen unserer Stadt werden wir schon in der nächsten Sitzung ins Gespräch kommen müssen.

Gemeinsame Vision und Zusammenarbeit

Es gäbe viele weitere Themen, die der Betrachtung lohnen würden: Klimaschutz, Bildung, Inklusion. Doch das würde den heutigen Rahmen sprengen. So komme ich mit der Frage eines Bürgermeister aus der Nachbarschaft zum Ende, der zu mir sagte: „Was ist eigentlich aus dem Selbstbewusstsein eines bedeutenden Mittelzentrums geworden?“ Eine gute Frage!

Lippstadt liegt an einer besonderen Schnittstelle – zwischen Münsterland, Sauerland und Ostwestfalen. Diese Lage war immer eine Stärke und sie kann es wieder sein. Lippstadt kann und muss Motor an dieser Schnittstelle sein. Wir sollten den Mut haben, nach vorn zu denken und gemeinsam zu handeln.

Lippstadt hat alles, was es braucht: engagierte Menschen, starke Institutionen, lebendige Ortsteile und den Willen, Dinge zu bewegen. Die Formate, die mein Team und ich in den letzten Monaten begonnen haben – Stadtgespräche, Zukunftsdialoge, Spielplatz-Treffs – haben gezeigt, wie viel Energie, Wissen und Ideen in dieser Stadt stecken. Diese Formate sollen fortgeführt und weiterentwickelt werden. Wenn wir diese Kräfte bündeln, entsteht etwas, das größer ist als die Summe seiner Teile.

Schlusswort

Liebe Menschen in Lippstadt,

Ich freue mich auf mein neues Amt und ich gehe es mit großer Zuversicht an.
Mir ist bewusst, dass nicht alle Wege einfach sein werden, doch gerade deshalb lohnt sich jeder Schritt.

Ich danke allen, die mich in den letzten Monaten begleitet und unterstützt haben – meiner Familie, meinem Team und den vielen Menschen in dieser Stadt, die mich mit offenen Worten, ehrlicher Kritik und viel Vertrauen empfangen haben. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Ihnen Verantwortung zu übernehmen, zuzuhören und Brücken zu bauen – und Lippstadt Schritt für Schritt weiterzuentwickeln.

Denn ich bin überzeugt:
Wenn wir Vertrauen aufbauen, miteinander reden und gemeinsam handeln,
dann wird Lippstadt eine Stadt, die sich ihrer Stärken bewusst ist,
die sich mutig weiterentwickelt und in der man spürt, dass hier Zukunft gemacht wird.

Vielen Dank.