Es war im Jahr 1997 eine Idee des damaligen Ratsherrn Wolfgang Schulte Steinberg, mit einem Stadtspaziergang eine neue Veranstaltungsform der SPD zu begründen. Dass sich der öffentliche Bummel der Sozialdemokraten auch knapp drei Jahrzehnte später noch einem großen Anklang in Lippstadt und in der Nachbarschaft erfreut, zeigte erneut die gute Beteiligung beim jüngsten Streifzug am Donnerstag, 28. August.
Notizen zum SPD-Stadtbummel im Sommer 2025

Als ein profunder Kenner der Geschichte von Lippstadt erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des diesjährigen SPD-Stadtbummels den heimischen Historiker Dr. Walter Leimeier. In diesem Jahr hatte er in Vertretung des erkrankten Wolfgang Schulte Steinberg die Regie des Streifzuges durch die Innenstadt übernommen hatte. Der pensionierte Berufsschullehrer ist auch der Herausgeber und Verfasser verschiedener Bücher über die Geschichte seiner Heimatstadt. Ebenso wirkte er an der Publikation über Jakob Koenen anlässlich des 50. Todestages des früheren Lippstädter Bürgermeisters aus der SPD im Januar 2024 sowie am Werk Der etwas andere Fanclub zum 25jährigen Jubiläum des im Vereinsregister beim Amtsgericht Paderborn notierten Lippstädter BVB-Fanclubs, besser bekannt als „Optimisten“, im Mai 2025 mit.
Wassermühlen
Auch diesmal startete der Rundgang vom Bürgerbrunnen auf dem Rathausplatz. Mit zugegen waren auch Dr. Bastian Weber, der von der Kreis-SPD als Anwärter für das Landratsamt aufgeboten wurde, und der von der Sozialdemokratie unterstützte parteilose Bewerber für das Bürgermeisteramt in Lippstadt, Alexander Tschense. Entlang der Lange Straße, wo das vor einigen Monaten abgebrochene City-Hotel und einst die Kinderklinik des evangelischen Krankenhauses ihren Standort hatten, führte der Weg in die Mühlenstraße. Dort hob Walter Leimeier, der mit dem Buch Die Lippstädter Wassermühlen die Geschichte der vier vormaligen Mahlwerke in Lippstadt umfassend beschrieben hat, die Bedeutung der Mühlen als Bestandteil der Stadtgeschichte und der kulturellen Identität der Region hervor. Die Wassermühlen führten ehedem zur Entwicklung von Lippstadt zu einem wichtigen Umschlagplatz für den Transport von Gütern wie Kohle, Wein und Salz.
Kanustrecke
Die nächste Station war die infolge der vollzogenen Hochwasserschutzmaßnahmen am Stiftswehr entstandene neue Kanustrecke. Es oblag Dr. Steffen Menze, der neben seiner Funktion als Co-Vorsitzender des Lippstädter SPD-Ortsvereins auch der Vormann des WSC (Wassersportclubs) Lippstadt ist, die bundesweite Besonderheit dieser Anlage zu erläutern. Vor dem Hintergrund der offenkundig gewordenen Interessenkonflikte zwischen dem WSC und den Befürwortern einer Welle am Stiftswehr bleibt abzuwarten, welche Lösungen in der kommenden Ratsperiode für die Landschaft des Wassersports in Lippstadt erzielt werden.

Start vom Rathausplatz des sich über zwei Stunden erstreckenden Spaziergangs der örtlichen Sozialdemokratie durch die Innenstadt von Lippstadt.
Fotos (2): Karl-Heinz Tiemann
Grabstellen
Derzeit sind im Stadtgebiet von Lippstadt noch zwei jüdische Friedhöfe vorhanden. Neben der Ruhestätte der jüdischen Gemeinde zu Lipperode gibt es noch die jüdische Begräbnisstätte auf dem Lippstädter Zentralfriedhof an der Lipperoder Straße. Ein weiterer jüdischer Friedhof bestand im Umfeld der Burgstraße, der in 1914 von der Stadtverwaltung aufgelassen und bei ihrem Rundgang von der SPD-Wandergruppe in den Blick genommen wurde. Mehr über die Historie der ältesten jüdischen Grabstelle vermittelte Walter Leimeier seinen Begleiterinnen und Begleitern. Mehr an Achtung für diesen Ort des jüdischen Lebens in der größten Stadt des heimischen Kreises wäre durchaus angemessen.
Nicolaiforum
Eine andere kirchliche Gemeinschaft und ihre aktuellen Umbrüche betrachteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der SPD-Inspektion, als sie bei ihrem Bummel in dem im Dezember 2023 eröffneten Nicolaiforum der Katholischen Kirche vom leitenden Pfarrer und Dechanten Thomas Wulf empfangen wurde. Das in der Regie des Architekten Markus Röper geschaffene Gebäude an der Ecke von Cappelstraße und Klosterstraße ist das Verwaltungszentrum des vor kurzem aus 14 Pfarrgemeinden in Lippstadt gebildeten pastoralen Raumes. Zugleich befindet sich in dem beachtlichen Komplex das Archiv der katholischen Kirche in Lippstadt, das bei voller Auslastung um 145 Tonnen wiegen soll. Ansprechend ist auch der im Haus integrierte Versammlungsraum, wo im Mai 2025 der Verein zur Aufarbeitung der Geschichte der Arbeiterbewegung in der Region von Lippstadt sein Treffen in Erinnerung an die vor 50 Jahren erfolgte Gebietsneuordung ausrichtete.
Hans Zaremba


